Geschichte der Hausrettung

Im Januar 1998 fielen Abrissarbeiten an dem aus dem Jahre 1701 stammenden eindrucksvollen Dreiständer-Hallenhaus auf. Durch das schnelle, im wahrsten Sinne des Wortes notfallmäßige Engagement einiger Bauernhausfreunde konnte zunächst ein Abrissstopp, dann Verhandlungen und schließlich der Erwerb des Grundstückes mit dem im Grundriss und Fachwerkbestand noch weitgehend aus der Bauzeit erhaltenen Gebäude erreicht werden. Der Verein „denk-mal! Windheim No.2“ betrieb eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, konnte die Stadt Petershagen, Denkmalbehörden und schließlich die Nordrhein-Westfalen-Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege gewinnen. Der Verein wuchs schnell auf 250 Mitglieder an, die bereit waren zu spenden, zu arbeiten und zu werben.

Fachwerk und Dachstuhl waren dem Alter des Hauses entsprechend erhalten und mussten intensiv überarbeitet und ergänzt werden. Das Gebäude erhielt ein neues Fundament aus Bruchsteinen, die Ausfachungen erfolgten denkmalgerecht in Lehmbauweise. Der alte Baubestand wurde sorgfältig bewahrt und je nach Erfordernis möglichst durch historische Baumaterialien ergänzt. Ausnahmen sind neues Eichenholz für zerstörte oder fehlende Fachwerkteile und ergänzende Dachsparren aus Lärche. Für einige Gewerke konnten Aufträge an Fachfirmen der Region vergeben werden. Zahlreiche weitere Arbeiten erforderten jedoch, eigene Aushilfskräfte unter Leitung eines in der Denkmalpflege erfahrenen Architekten zur Verfügung zu haben. Seit 2001 förderte das Arbeitsamt in mehreren Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, z.T. als Qualifizierungsmaßnahme, diese Arbeitsplätze.

In zahlreichen weiteren Arbeitsschritten erhielt Haus Windheim No2 schließlich sein ursprüngliches Aussehen zurück und ist vom Keller bis zum Dach wieder vollständig genutzt. Der ehemalige Wohnteil mit dem Kammerfach wird auch heute wieder bewohnt. Es war uns wichtig, daß unser Haus unter Obhut ist, daß man spüren kann, daß hier nicht nur gearbeitet sondern auch gelebt wird. Die große Flettdiele mit den Stallungen ist öffentlich zugänglich. Seit Herbst 2004 wird hier ein Kulturcafé und der Windheimer Dorfladen betrieben, in dem durch Ausstattung, Verkauf verschiedener Artikel und im Bild versucht wird, an die Windheimer Geschichte anzuknüpfen. Der historische Erhaltungsgrad und der denkmalgerechte Ausbau dieses für Windheim einst wichtigen Hofes (No.2) in der mächtigen, heute selten erhaltenen Dreiständerbauweise darf in der Region als einzigartig bezeichnet werden.

Im Frühjahr 2005 wurde auf dem großen Dachboden das Westfälische Storchenmuseum „Haus – Heimat – Himmel“ mit der Dauerausstellung des Aktionskomitees „Rettet die Weißstörche im Kreis Minden-Lübbecke e. V.“ zu den Störchen Ostwestfalens eröffnet. Auch hier hat sich die Nordrhein-Westfalen-Stiftung engagiert.

Zusammenfassend handelt es sich nicht nur um eine bau- und regionalgeschichtlich bedeutsame Hofstelle mit eindrucksvollem Erscheinungsbild, sondern auch ganz besonders um ein über Jahre von engagierten ehrenamtlichen Kräften getragenes Projekt, in dem es gelungen ist, einen wertvollen, bereits zum Abriss verurteilten Zeugen vergangener bäuerlicher Wohn-, Wirtschafts- und Lebensweisen im Mittelweserraum zu erhalten.